Aufgabenstellung:
Format: Wissenschaftliche Stellungnahme
Nehmen Sie Stellung zu den Kernergebnissen des Artikels und begründen Sie Ihre Aussage unter Berücksichtigung der Kriterien des wissenschaftlichen Arbeitens. (500 Wörter +/-10%).
Format: Darstellungsform frei wählbar
Welche Beobachtungen machen Sie bei touristischen Familienunternehmen im Hinblick auf deren Werte und Langlebigkeit (am Beispiel eines Ihnen persönlich bekannten Familienbetriebs)?
Wissenschaftliche Stellungnahme:
„Values of centenarian family firms as a source of longevity“
Der Journal Artikel zum Thema Werte in langlebigen Familienunternehmen in Tirol, diskutiert die Relevanz gewisser Werte in einem Unternehmen für den Fortbestand des Betriebes. Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass die Ergebnisse der Untersuchung valide sind und gut aufbereitet wurden. Vor allem glaube ich, dass die Aufteilung der verschiedenen Werte in das adaptierte Schwartz'sche Universal-Werte Diagramm (1999) gut gelungen ist. Auch die Unterteilung der untersuchten Werte in: Offenheit für Veränderung (Innovation, Autonomie, Kundenorientierung), Erhaltung des Bestehenden (Tradition, Anpassung, Bescheidenheit, Stolz, Vertrauen, Vorbildfunktion), Überschreitung der Unternehmensgrenzen (Nachhaltigkeit, Gemeinschaftssinn) und Stärkung des Unternehmens (Qualität, Erreichbarkeit, Macht, Mitarbeiterorientierung, Nachfolgeregelung) trifft die Erwartungen eines solchen Forschungskontexts. Nur mit der, im Punkt 4. , getroffenen Aussage (Glowka et al.): „The qualitative analysis reveals that CFF balance values that keep them open to change with values for preserving the status quo.” stimme ich nicht ganz überein. Da ich erfahrungsgemäß nicht glaube, dass der Weg der Innovation in Tirol dem Weg der Tradition gleichgestellt ist.
Meiner Meinung nach geben Familienunternehmen der Aufrechterhaltung traditioneller Werte den Vorrang vor der Einführung von Innovationen. Ich habe beobachtet, dass diese Unternehmen großen Wert auf die Pflege von Brauchtum, kulturellem Vermächtnis und bewährten Abläufen legen. Anstatt radikale Veränderungen oder bahnbrechende Innovationen anzustreben, liegt der Schwerpunkt auf der Wahrung der Authentizität und der Pflege enger Beziehungen mit der Gemeinschaft. In Tirol, wo ich in verschiedenen Familienbetrieben gearbeitet habe, ist mir vor allem eine allgemeine Tendenz aufgefallen, eher an traditionellen Werten festzuhalten, als sich auf Innovationen einzulassen. Die Bewahrung des „alteingesessenen“, des kulturellen Erbes und etablierter Verfahren wird von diesen Unternehmen hochgeschätzt. Während kleine Schritte in die richtige Richtung ermutigt werden, werden große Veränderungen und bahnbrechende Innovationen mit Vorsicht behandelt. Die Wahrung von Authentizität und Kontinuität sowie die Sicherung der Lebensfähigkeit des Unternehmens für künftige Generationen sind die wichtigsten Prioritäten. Allerdings muss in Betracht gezogen werden, dass meine langjährige Erfahrung, die ich vor allem im ländlichen Raum und in Kleinbetrieben gesammelt habe, als Grundlage für meine Behauptung dient. Diese unterschiedlichen Anstellungen haben mir eine besondere Perspektive auf die Betriebsdynamik und die kulturellen Eigenheiten gegeben. Aufgrund ihrer Größe betonen diese Unternehmen häufig, wie wichtig Kontinuität und Stabilität sind, und legen einen stärkeren Wert auf die Beibehaltung langjähriger Praktiken. Auf meinen Erfahrungen, aus der Arbeit in Klein(-st)betrieben in ländlichen Gebieten, beruht daher meine Annahme, dass Familienunternehmen in Tirol dazu neigen, der Aufrechterhaltung traditioneller Werte Vorrang vor der Einführung von Innovationen einzuräumen.
Um diese Aussage zu stützen folgt ein kurzes Beispiel. Ich habe vier Saisonen in einem Familien geführten Hotel im Tiroler Unterland als Kellner und Koch gearbeitet. Bereits in der ersten Woche wollte der Sohn des Hoteleigentümers gemeinsam mit dem Küchenchef die alla carte Speisekarte auf mehr Tiroler Gerichte umstellen. Frei nach dem Motto: das Schnitzel den Wienern und uns unsere Speckknödel. Doch der Inhaber, wohlgemerkt in zweiter Generation, wollte allerdings nicht, dass „seine“ Speisekarte adaptiert wird. Vor kurzem hat der Junior das Hotel übernommen und eine der ersten Änderungen war die Speisekarte. Seither ist das Hotel nicht nur besser gebucht, sondern auch Einheimische gehen wieder vermehrt dort Essen (Reithotel Österreich | 4* Hotel Strasserwirt Pillersee, 2023).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse des Artikels in einem Tirol weiten Kontext (inklusive Städte und größere Betriebe) wahrscheinlich zutreffend sind, dass allerdings keine Generalisierung der Werte in einem Hundertjährige Familienunternehmen gemacht werden kann.
Literaturverzeichnis
Glowka, G., Zehrer, A. & Leifeld, L. (2022). Values of centenarian family firms as a source of longevity. CORPORATE GOVERNANCE AND RESEARCH & DEVELOPMENT STUDIES(1), Artikel 4, 33–54. https://doi.org/10.3280/cgrds1-2022oa13752
Reithotel Österreich | 4* Hotel Strasserwirt Pillersee. (2023, 16. Juni). https://www.strasserwirt.at/de/
Schwartz, S. H. (1999). A Theory of Cultural Values and Some Implications for Work. Applied Psychology, 48(1), 23–47. https://doi.org/10.1111/j.1464-0597.1999.tb00047.x
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